Elektromobilität / Smart

Mein Ausflug mit dem Smart electric drive

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Beim schönsten Dezember-Grau und spontanen Wolkenbrüchen ist die Berliner-Innenstadt einfach niemandem zu empfehlen. Weder Autofahrern, noch Radfahrern oder Fußgängern sollte man an so einem Tag zumuten, sich durch die Stadt bewegen zu müssen. Man denkt an diesem Tag an den vergangenen Sommer zurück oder freut sich auf den nächsten Urlaub in einem Land, wo es über 20 Grad warm ist und die Sonne scheint. Man ist bei diesem Wetter ja schon sehr genügsam.

Ich freue mich hingegen auf einen Ausflug mit einem Smart. Mit einem Smart fortwo. Ganz genau, mit einem Smart fortwo electric drive. Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Ich weiß, wie es sich in einem “gewöhnlichen” Smart fährt und muss sagen, dass es keine Offenbahrung ist. Zumal dieses Getriebe-Schaltungs-Hickhack im Smart Modelljahr 2004 alles andere als angenehm ist. Rein elektrisch war ich bis jetzt noch nicht unterwegs und als unverbesserlicher Optimist glaube ich daran, dass der Smart electric drive mich vielleicht doch bekehren kann.

In der Tiefgarage, ganz versteckt in der hintersten Ecke, finde ich ihn. Brav angesteckt an eine Ladestation scheint er mir schon von Weitem Fahrspaß versprechen zu wollen. Niedlich sieht er aus. Und mit seinen weißen Felgen in Rallye-Optik versprüht er eine Menge Dynamik. Ich koppel ihn vom Stromnetz ab. Ich habe das noch nie vorher bei einem Elektroauto getan. Anscheinend habe ich dabei nichts kaputt gemacht und schlussfolgere daraus, dass das jeder kann. – Und das ohne große Erklärungen, oder besser gar keiner. Hat man ja nicht oft im Alltag. Dafür gibt es schon mal einen kleinen Pluspunkt.

Ich nehme auf dem Fahrersitz Platz und lasse den Smart auf mich wirken. Kein Vergleich mehr zum spartanisch ausgestatteten Smart, den ich kenne. Natürlich findet man immer noch einen Haufen Plastik im Smart, aber wir sprechen hier ja schließlich nicht von einer Oberklasse-Limousine. Obwohl der Smart electric drive für meinen Ausflug fast nur mit der Basisausstattung bereit steht, merkt man bei jedem Teil eine Weiterentwicklung vom ersten Smart bis hin zum aktuellen electric drive. Wie gesagt, ich kann nur von den Unterschieden des 2004er Modells zum electric drive sprechen.

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Als Sonderausstattung finde ich elektrisch verstellbare Außenspiegel und eine Sitzheitzung für Fahrer und Beifahrer. Das Zündschloss ist zum Glück immer noch da, wo ich es vermutet hatte. Ich drehe den Schlüssel. Aus Erfahrung erwarte ich ein ratterndes Anspringen, ähnlich wie bei einem Rasenmähertraktor. Stattdessen bekomme ich die Mitteilung “READY” auf dem Kombiinstrument hinterm Lenkrad angezeigt. Das hat was! Der Smart zaubert mir ein Grinsen ins Gesicht. Ganz leicht schafft er das. Ich ahne, dass es wohl ein sehr unterhaltsamer Ausflug mit dem kleinen Stromer werden wird.

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Endlich! Eine “richtige” Automatik hat er bekommen. So sagte man mir. Und ja, es sieht ganz danach aus. Ich erinnere mich an dieses hakelige Gewurschtel aus dem “Nullachtfünfzehn”-Smart von 2004. Hier ist es zum Glück schön übersichtlich und einfach. Ich schalte auf D und traue mich kaum den Fuß von der Bremse zu nehmen. Und dann rollt der Smart lautlos durch die Tiefagarage. Ich öffne das Fenster, weil ich mich frage, wie leise der Wagen wirklich ist. Es ist nichts zu hören, einfach gar nichts. Ich rolle der Ausfahrt entgegen und das Grinsen im Gesicht wird breiter.

Vom Schritttempo rein in die 30-Zone. Es ist nichts zu hören. Zumindest nicht vom Smart. Die anderen Verkehrsteilnehmer nehme ich umso deutlicher und subjektiv auch lauter war. Es regnet und ich schaue zum großen Panorama-Glasdach auf. Es lässt den kleinen Smart innen größer wirken. Bei Sonnenschein muss es wohl noch stärker seine Reize ausspielen können. Allerdings ist es selbst bei diesem fiesen Regenwetter immer noch eine Augenweide und gefällt mir sehr gut.

Ich gehöre zu den Autofahrern, bei denen bereits kurz nach dem Einsteigen der obligatorische Griff zum Radio erfolgt. Auch im Smart electric drive will ich mir das Radio genauer ansehen. Durch die Abwesenheit üblicher Fahr- und Motorgeräusche komme ich schnell zu der Entscheidung, dass das akustische Fahrerlebnis wesentlich reizvoller und spannender ist, als die Musik aus dem Radio. Klangwunder braucht man im Smart eh nicht erwarten. Wobei ich auch hier sagen muss, dass sich im Vergleich zum “Nullachtfünzehn”-Smart von 2004 beim Radio einiges getan hat. So richtig gut klingt es immer noch nicht, aber das muss es ja auch nicht. Wohnzimmer-Feeling und überragende Klangerlebnisse will ich in einer Limousine, jedoch nicht in einem Kleinwagen. Und sowieso. Der Spaß lautlos durch die Straßen zu gleiten und dabei genau hin zu hören überwiegt deutlich.

Viel lieber bestaune ich die so untypische Klangkulisse im Smart. Ich höre die Regentropfen aufs Autodach fallen. An der roten Ampel steht neben mir ein alter VW Caddy, er scheint demnächst einen neuen Auspuff zu brauchen. Es klingt  schwer danach. Ich ertappe mich selbst immer wieder dabei, wie ich von der Bremse gehe um zu prüfen, dass der Smart an der roten Ampel nicht einfach aufhört zu “funktionieren”. Eine Angst, die vielleicht viele kennen, die das erste Mal in einem rein elektrischen Auto unterwegs sind. Die Skepsis über ein womögliches Liegenbleiben an der Ampel wird durch den Spaß beim Losfahren verdrängt. Rauf auf’s Gas und ab geht’s. Die Beschleunigung vom Start weg lässt GoCart-Feeling aufkommen. Also eigentlich, wie beim “Nullachtfünzehn”- Smart, allerdings fehlt der Lärm und auch das Ruckeln, Zuppeln und „sich wehren“ der Automatik. Das macht es eigentlich nur noch cooler. Das Automatikgetriebe sorgt dafür, dass der Spaß, ebenso wie die Beschleunigung, nicht abreißt. So kommt es, wie es kommen muss. Ich wünsche mir bei der Fahrt durch die Stadt, dass die nächste Ampel rot wird. Ich lasse den Smart dann so richtig von der Leine, wenn sie wieder auf grün schaltet. Ich springe über die Spuren. ich habe ja Platz. An der Ampel bin ich Erster, immer! In Sachen Fahrspaß kann der Kleine wirklich was.

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Schnell lasse ich die Skepsis über ein mögliches Liegenbleiben hinter mir. Der kleine Stromer hat mich nun vollkommen in seiner Gewallt. Und es gefällt mir ausgesprochen gut. Smart sagt, dass man mit dem electric drive 140 Kilometer schaffen kann. Der Bordcomputer meldet eine Restreichweite von 89 Kilometer, das aber schon seit 10 Kilometern. Anscheinend fahre ich ressourcenschonend. Und nicht nur das Gasgeben macht Spaß, auch das Bremsen wird zum Erlebnis. Rekuperation heißt das Zauberwort. Eine Nutzbremse also, die beim Bremsen die Bewegungsenergie als elektrische Energie zurückgewinnt. Das gelingt, indem der Elektromotor beim Bremsvorgang als Generator fungiert. So bremst der Smart eletric drive ab, ohne dass man auf die Bremse treten muss. Das Ganze macht er dann auch noch verschleißfrei. So wird bei jedem Bremsvorgang wieder Energie in in den Akku geladen. Die Rekuperation ist etwas gewöhnungsbedürftig, hat man den Dreh aber erst einmal raus, braucht man die mechanische Bremse kaum und beansprucht sie somit auch nur sehr wenig. Für den Stadtverkehr also ideal, wenn man vorausschauend fährt und einem keine verrückten Radfahrer oder Fußgänger vor das Auto springen. Einige davon soll es ja in Berlin geben.

Nach zwei Stunden über Stadt und Land bin ich absolut begeistert vom Smart electric drive. Schnell waren meine anfänglichen Sorgen über ein womögliches Liegenbleiben ausgeräumt. Auch die entspannte Nutzung der Rekuperation hatte ich schnell raus. Aus dem 2004er Smart bin ich es gewöhnt, dass es hier und da mal klappert und die Automatik einen durchschüttelt. Beides sind Dinge, die man beim electric drive nicht vermisst.

Beeindruckt bin ich von der Zugfreudigkeit des Elektromotors. Bei maximal 75 PS und ständig anliegenden 130 Nm kommt man richtig flott vom Fleck und von A nach B. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 125 km/h. Leider habe ich das nicht ganz austesten können.

Smart gibt einen kombinierten Stromverbrauch auf 100 Kilometern von 15,1 kWh an.Bei einem Strompreis von üblichen 28 Cent ergeben sich Stromkosten für 100 Kilometer Fahrspaß von 15,1 kWh x 0,28 Euro =4,228 Euro.

Gleiches Rechenbeispiel für den Smart 1.0 mhd mit 71 PS. Angegebener Durchschnittsverbrauch von Smart: 4,4 Liter auf 100 Kilometer. Der Liter Super kostet in meiner Region heute 1,51 EUR. Das ergibt: 1,51 EUR x 4,4 Liter = 6,644 Euro

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Fazit

Mit dem electric drive spart man also auf jedem Kilometer. Dafür muss man die deutlich höheren Anschaffungskosten bedenken. Die Batterie kann man kaufen oder leasen. Ich würde die Leasing-Variante vorziehen, da ja immer mal Probleme bei der Batterie auftauchen können.  Nimmt man noch ein paar Ausstattungsvarianten zur Basis dazu, kommt man auf einen stolzen Preis. Der Kleine ist da schon ein ganz Großer.
Für das ökologische Gewissen kann so ein kleiner Stromer sehr beruhigend wirken. Allerdings nur, wenn man den deutlichen Preisaufschlag zu einem herkömmlichen Smart bereit ist zu zahlen.

 

 

Smart fortwo electric drive

ab 23.680 EUR
7.5

Design / Emotion

9.5/10

Motor und Getriebe

9.0/10

Komfort

6.0/10

Antrieb / Leistung

8.0/10

Umwelt / Kosten

5.0/10

Pro

  • sehr leiser Elektroantrieb
  • tolle Beschleunigung
  • einfaches Ladeprinzip

Contra

  • hoher Anschaffungspreis
  • eingeschränkte Reichweite

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