Ratgeber

Der Mechaniker, das unbekannte Wesen

Was würden wir Autofahrer eigentlich ohne Mechaniker machen?! Klar, die Kleinigkeiten am Auto kann man durchaus selber machen. Der ein oder andere wird auch jemanden kennen, der liebend gern in seiner Freizeit an verschiedensten Autos schraubt. Aber um das Alltagsgerät Auto fit und mobil zu halten, führt der Weg für 95 Prozent aller Autofahrer an einem Kfz-Mechaniker nicht vorbei. Und sind wir mal ehrlich: Ohne sie könnten wir nicht so mobil sein, wie wir heute sind.

Ohne sie geht’s also nicht. Doch warum wollen heute so wenige Menschen an Fahrzeugen aller Art rumschrauben? Vielleicht existiert ja der Irrglaube, dass man als Kfz-Mechaniker nicht viel Geld verdienen kann. Dass man damit weniger verdient als ein Facharzt ist klar, aber es ist nun auch nicht so wenig, dass man am Hungertuch nagen würde. Bei meinem damaligen Ausbildungsunternehmen wurden neben Elektronikern und Mechatronikern auch Kfz-Mechaniker ausgebildet. Schon damals, also so Anfang der 2000er, konnte man da als Azubi ganz gutes Brot erwirtschaften. Heute liegt das Ausbildungsgehalt im ersten Lehrjahr irgendwo zwischen 430 und 680 Euro. Der Verdienst steigt natürlich im Laufe der Ausbildungszeit an. Eine Ausbildung dauert in der Regel 3,5 Jahre. Im vierten Lehrjahr bekommt man zwischen 580 und 850 Euro Ausbildungsvergütung. Steigt man anschließend in den Beruf ein, wird einem zwischen 1500 bis 1900 Euro für seine Arbeitsleistung gezahlt.

Die Zahlen sind alle Durchschnittswerte, die ich gefunden haben. Sicherlich wird man schwarze Schafe finden, die ihren Azubis nicht annähernd dieses Geld Zahlen wollen. Auch wird es Ausnahmen bei Unternehmen geben, bei denen durchaus mehr verdient werden kann, als hier angegeben.

Wie komme ich darauf, dass heute kaum jemand diesen Beruf wählen will? Nun, damals, als ich meine Ausbildung absolvierte, waren Ausbildungsplätze rar. Verdammt rar waren sie. Heute sieht die Sache anders aus. Die Unternehmen suchen händeringend nach motivierten Azubis. Aber auch ausgebildete Fachkräfte werden verstärkt gesucht. Wenn Firmen ihren Nachwuchs nicht mehr selbst Ausbilden, weil der Aufwand den Nutzen deutlich übersteigt, dann muss man sich junges Personal vom markt beschaffen. Schaut man sich Stellenangebote für KFZ-Mechaniker an, sind viele Unternehmen auf der Suche.

 

Ein Hoch auf den Tariflohn

Der gemeine Kfz-Mechniker profitiert außerordentlich vom Tariflohn in seiner Branche. Laut einer bundesweiten Umfrage unter fast 1400 Kfz-Mechanikern liegt der Durchschnittslohn in tarifgebundenen Betrieben bei 2.830 Euro. Das sind etwa 590 Euro mehr als in Betrieben ohne Tariflohn gezahlt wird.

Auch die vertraglich festgesetzte Arbeitszeit sieht bei Betrieben mit Tarifbindung besser aus. Dort wird durchschnittlich 38,3 Stunden pro Woche gearbeitet. In Betrieben ohne Tarifbindung sind es hingegen 39,6 Stunden pro Woche. Noch deutlicher ist das Ergebnis bei der tatsächlichen Arbeitszeit pro Woche. Im tarifgebundenen Betrieb wird 41,7 Stunden geschraubt. In nicht tarifgebundenen Betrieben wird hingegen 43,7 Stunden gwerkelt.

Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Auch in Sachen nichtbezahlter Überstunden liegen die nicht tarifgebunden Betriebe ebenfalls deutlich hinten. Dort erhalten 38 Prozent der Befragten ihre Überstunden gar nicht bezahlt. ImTarif-Unternehmen sind es (nur) 19 Prozent.

 

Damit wird klar, dass die zufriedenen Kfz-Mechaniker meist diejenigen sind, die in Betrieben mit Tarifbindung arbeiten. Allerdings lässt die Zufriedenheit bei beiden angestellten Gruppen zu wünschen übrig. Vielleicht liegt das auch an einer zu geringen Wertschätzung, die wir alle als Autofahrer dem Mechaniker entgegenbringen. Denkt mal drüber nach. Dann seht Ihr euren nächsten Werkstattbesuch vielleicht mit ganz anderen Augen.

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