Seit dem 01. November 2012 sollen Neureifen in Deutschland mit einem “EU-Reifenlabel“ versehen werden. Aus Sicht der Europäischen Union soll dieses sowohl Umwelt- als auch  Verbraucherschutz darstellen. Das neue Reifenlabel ist ein Teil des Europäischen Energiesparplans, laut welchem der Energieverbrauch bis 2020 um 20% gesenkt werden soll.  Für Verbraucher soll das neue Etikett als Informationsquelle dienen, schnellen Überblick über wichtige Faktoren bei der Beurteilung des Reifens liefern und Vergleichbarkeit der Pneus gewährleisten.

Das Europäische Reifenlabel charakterisiert Reifen anhand drei Kriterien: Nasshaftung, Kraftstoffeffizienz und externes Rollgeräusch. In Anlehnung an die EU-Regelung für Elektrogeräte werden bei Reifen die Symbole für Nasshaftung und Effizienz in Klassen von A bis G und Farben grün (gut) und rot (schlecht) eingeteilt.  Das Rollgeräusch wird in Dezibel gemessen und wird in drei Schallwellen angezeigt von  leise (eine Welle) bis laut (drei Wellen).

Das neue Label hat zum Ziel, dem Kunden bei der Auswahl der geeigneten Pneus  behilflich zu sein. Diese Kennzeichnung soll aber nicht überbewertet werden und ersetzt die Beratung in keiner Weise  noch liefert sie umfassende Informationen über einen Reifen. Ein gängiger Vorwurf ist, dass das EU-Reifenlabel  sogar regelrecht für Verwirrung sorgt und viele Fragen offen lässt.  So sagt z.B. das Symbol für externes Rollgeräusch nichts über den Geräuschpegel im Inneren des Autos aus. Hier wird lediglich der Lärm des Reifens  beim Abrollen gemessen. Weitere Kriterien, die für einen hohen Geräuschpegel verantwortlich sein können, werden  bei der Beurteilung ausgelassen. Weiterhin wird beim Faktor ‚Nasshaftung‘   ein absoluter Bremsweg auf nasser Straße  mit  80 km/h als ein Vergleichskriterium genommen. Insbesondere bei Winterreifen ist die Brauchbarkeit der neuen Kennzeichnung fraglich. So sorgen bei Winterreifen eine ausgeprägte Profiltiefe (empfehlenswerte Tiefe liegt bei 4 mm) und eine Mehrzahl an Lamellen, im Vergleich zu Sommerreifen, für einen verbesserten Grip und somit für einen kurzen Bremsweg und ein gutes Handling sowie Sicherheit auf dem winterlichen Untergrund.  Hoher Rollwiderstand, der bei Glätte und Schnee notwendig ist um das Auto stabil zu halten,  geht aber auf Kosten der Energieeffizienz. Demnach kann ein Winterreifen  keine Note ‚A‘ in Effizienz erhalten.

Die allgemeine Akzeptanz des neuen Reifenlabels bei den Verbrauchern hält sich in Grenzen. So stellte eine aktuelle Umfrage auf AUTOHAUS Online fest, dass nur 3% der Befragten die neue EU-Reifenlabel Kennzeichnung kennen und diese bei Ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen. Zwei Drittel halten die Erneuerung für irrelevant, da diese zu wenig über Wintertauglichkeit der Winterpneus aussagt. So wird z.B.  beim Label der Bremsweg und die Traktion bei kalten Temperaturen nicht berücksichtigt.  Es ist also ratsam, sich beim Winterreifen-Kauf am bekannten Schneeflocken-Symbol zu orientieren. Denn hierzu gibt es bereits Dutzende vertrauenswürdige Testergebnisse in Fachzeitschriften und Verbraucherzentralen.

Experten betonen wiederholt, dass die Kriterien des EU-Reifenlabels nichts über Sicherheit und Qualität der Reifen aussagen. So gibt es keine unabhängige Prüfung der Faktoren. Diese wird direkt von den Reifenherstellern veranlasst, welche sich an EU-Richtlinien orientieren sollen. – Ob sie das tatsächlich tun ist, nicht bewiesen. Das EU-Label dient also lediglich als Hilfeleistung beim Kauf der Reifen, soll aber nicht den sorgfältigen Blick und eine umfassende Analyse für weitere wichtige Eigenschaften einengen. Schließlich es geht es um die Sicherheit und das Leben des Autofahrers und des Mitfahrers. Detaillierte Informationen über Reifeneigenschaften werden meist von den Online Reifen Händlern, wie beispielsweise Tirendo angeboten.

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