2014: Eine Rückrufaktion riesigen Ausmaßes
Die aktuelle Rückrufaktion bei General Motors wegen defekter Zündschlösser erinnert zunächst an die Schwierigkeiten im Zuge der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 oder auch an die Probleme, die der Autokonzern Toyota durch rutschende Fußmatten oder klemmende Gaspedale schon einmal hatte. Im Moment sind die Zeitungen voll mit Berichten und Spekulationen. Nun wurde bekannt, dass auch die GM-Tochter Opel 1.200 Fahrzeuge des Typs Opel GT aus dem Jahr 2007 zurückrufen muss, weil es Schwierigkeiten bei einem Zündschalter gibt. Europaweit sollen es sogar 2.300 Fahrzeuge sein, die davon betroffen sind. Erst im Mai gibt es Ersatzteile. Dann müssen die Betroffenen mit ihren Fahrzeugen in die Opel-Werkstätten fahren.
Die GM-Rückrufaktion
Die Opel-Rückrufaktion steht wohl mit der vor einigen Tagen bekannt gewordenen Rückrufaktion des Mutterkonzerns General Motors in Verbindung. Dieser rief kürzlich rund 1,6 Millionen Fahrzeuge wegen schwacher, fehlerhafter Zündschlösser zurück. Vorwiegend sind Fahrzeuge der Marken Pontiac, Saturn und Chevrolet aus den Jahren 2003 bis 2007 betroffen, die in Nordamerika verkauft wurden. Es wurde bekannt, dass die Zündschlüssel während der Fahrt in die Off-Position zurückspringen können, etwa bei schlechten Straßenbedingungen oder durch ein schweres Schlüsselbund. Dadurch wird nicht nur der Motor ausgeschaltet, sondern auch viele elektrische Systeme wie der Bremskraftverstärker oder die Servolenkung.
Unbekannte Zahl der Unfalltoten
Dass dies schwere Folgen haben kann, ist klar. GM selbst bringt 12 Todesfälle mit dem Problem in Verbindung. Informationen der Verbraucherschutzorganisation „Center for Auto Safety“ zufolge wird jedoch von 300 oder mehr Todesopfern durch Unfälle ausgegangen. Bei der Auswertung wurden bestimmte Crashs untersucht, bei denen die Airbags nicht aufgingen. GM weist diese Daten aber als „reine Spekulation“ zurück.
Das GM-Image ist angekratzt, die GM-Chefin greift ein
Aber selbst wenn die Rückrufmodelle für einen Großteil der Unfälle nicht verantwortlich waren, so leidet das Image des Konzerns bereits erheblich unter diesen „Spekulationen“. Große Medien berichteten zum Beispiel über die Opfer hinter den Unfällen. Vielfach kamen Teenager ums Leben, was die Sache noch dramatischer macht. Nun reagierte auch Mary Barra, die seit Anfang 2014 den Konzern leitet, mit einem Brief an die Mitarbeiter, in dem sie sich für die Umstände entschuldigt. Eine groß angelegte interne Aufklärung soll folgen und ein bekannter Staatsanwalt soll den Fall genauer unter die Lupe nehmen.
Wie geht es nun weiter bei GM?
Toyota rief damals weltweit die betroffenen Fahrzeuge zurück und musste eine Strafe zahlen, weil die Problematik nicht rechtzeitig gemeldet wurde. In späteren Untersuchungen wurde aber festgestellt, dass viele Unfälle durch Fehler der Fahrer passierten. Toyota büßte zwar viel Vertrauen ein, erholte sich jedoch und ist erfolgreicher denn je. Aber schafft auch General Motors diesen Sprung? Die neuen GM-Modelle sind sicher und ein wahrer Erfolg für das Unternehmen. Umso schlimmer ist es, dass dem Konzern nun frühere Fehler zu schaffen machen. Laut GM gab es schon im Jahr 2001 Probleme mit dem Zündschloss, die aber behoben wurden. Dennoch kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Unfällen und Beschwerden. Hatte GM die Probleme doch nicht behoben und sogar vertuscht? Dies wird nun geprüft. Technisch lassen sich die Zündschloss-Probleme schnell und preiswert lösen. Zündschlösser sind im Einkauf nicht teuer und auch der Einbau in der Werkstatt dauert in der Regel nur wenige Minuten. Doch die Menschen, die durch die fehlerhaften Schlösser womöglich ums Leben kamen, bringt das nicht zurück. GM wird an dieser Geschichte noch lange zu knabbern haben. Für den Konzern bleibt nur zu hoffen, dass sich die „Spekulationen“ über weitere Todesopfer nicht bestätigen.
Hintergrund zu GM
Bereits seit 1908 gibt es den Konzern General Motors (GM). William C. Durant rief das Unternehmen ins Leben. Schon damals vergrößerte sich GM vorwiegend durch Akquisition. Noch im Gründungsjahr wurden Oldsmobile und Buick gekauft. Diese Strategie brachte dem Konzern zahlreiche Erfolge ein. GM baute Busse, Straßenbahnen und Motoren. Auch für den Flugzeugbau engagierte man sich. Ende 1955 brachte es das Unternehmen als erster US-Autokonzern auf einen Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Dollar. Über viele Jahre hinweg war der Konzern unter den Autobauern weltweit die Nummer eins. Daran ist nichts zu drehen. Mittlerweile hat ihn der japanische Autohersteller Toyota aber überholt und übertrifft GM in etlichen Bereichen. Im Gegensatz zu GM ist Toyota aus eigener Kraft stark geworden. Inwiefern sich das Konzept des US-Konzerns GM weiterhin umsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Fakt ist aber: Die Auto-Konzerne leisten sich ein wahres Wettrennen – mit tollen Autos und Gewinnen, aber auch mit Rückrufaktionen und Verlusten.
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