Wie aus einem Webstuhlhersteller ein Fahrzeugproduzent wurde
Im Jahr 1937 wurde das Unternehmen Toyota gegründet. Doch die Wurzeln reichen viel weiter zurück. Sakichi Toyoda (1867 – 1930) war es, der mit seinen zahlreichen Erfindungen viele Jahre zuvor den Grundstein legte. Alles begann mit der Herstellung von Webstühlen. Dank ihm konnte der erste vollautomatische Webstuhl serienmäßig produziert werden. Hierfür wurde eigens die Toyota Automatic Look Inc. gegründet. Durch diese Automatisierung konnte ein Arbeiter mehrere Webstühle gleichzeitig bedienen. Schon damals obsiegte die Effektivität, die sich bis heute durch die gesamte Geschichte des Konzerns zieht.
Ohne seinen Vetter, den Ingenieur Eiji Toyoda, wäre aus der kleinen Webstuhlfabrik aber niemals der große Weltkonzern geworden, der er heute ist. Denn er etablierte später die japanische Kultur auch außerhalb des Landes. Eiji Toyoda starb im Jahr 2013 an Herzversagen, nur fünf Tage nach seinem 100. Geburtstag. Er war im Zeitraum von 1967 bis 1982 als Konzernchef und bis 1994 zudem als Präsident des Unternehmens tätig. Bis zuletzt fungierte er als moralische Stütze des Konzerns und stellte der Toyota-Führung sein ganzes Wissen zur Verfügung.
Der Weg zur Fahrzeugproduktion
Doch zunächst zurück zu Sakichi Toyoda. Lange blieb es nicht bei der Webstuhl-Herstellung. Toyoda witterte ein Geschäft in der Fahrzeugbranche, da diese sich offenbar prächtig entwickelte. Er schickte seinen Sohn Kiichiro im Jahr 1929 nach England, welcher dort die Lizenz für den automatischen Webstuhl an eine britische Firma veräußerte. Mit dem Erlös wollte Toyoda eine Fahrzeugproduktion aufbauen. Nachdem Toyoda im Jahr 1930 aber verstarb, nahmen sein Schwager Risaburo und sein Sohn Kiichiro die Automobilproduktion in die Hand und kauften in Deutschland zunächst Werkzeugmaschinen ein, um mit ihnen Tests durchzuführen.
Das erste Fahrzeug wurde erst im Mai 1935 präsentiert. Es war der G1, ein Lieferwagen, der sich an dem Aussehen von amerikanischen Trucks orientierte. Später wurde dieser als GA verkauft. Zwar war die Verarbeitung des Fahrzeuges noch nicht sehr gut, doch die japanische Regierung erhöhte ab 1937 die Einfuhrzölle für Fahrzeuge so sehr, dass Toyota davon profitierte. Auch verlangte man von Herstellern, die mehr als 3.000 Automobile verkauften, eine teure Lizenz.
Durch diese kleinen Vorteile konnte sich Toyota getrost dem Pkw-Markt zuwenden. Im selben Jahr wurde der A-1-Prototyp als AA verkauft. Und schon ein Jahr später entstand die Toyota Motor Company. Aus Toyoda wurde Toyota, weil es sich besser aussprechen ließ und die Buchstabenzahl zudem als japanische Glückszahl gilt.
Der damals 24-jährige Eiji Toyoda hatte gerade sein Studium zum Maschinenbauingenieur beendet und wurde von seinem Cousin Kiichiro (1937 war dieser 43 Jahre alt.) dazu geholt, um mit ihm aus importierten Bauteilen ein Chevrolet-Modell zusammenzubauen. Mit Ford war damals eine Kooperation geplant, die wegen des Krieges jedoch gestoppt wurde.
Vom Militärfahrzeug zum Kleinwagen
Im Jahr 1938, in der Vorbereitungszeit des Zweiten Weltkrieges, erhielt Toyota einen Großauftrag des Militärs. 20.000 G1-Lastwagen sollten produziert werden. Allerdings fehlten dem Unternehmen dafür die nötigen Kapazitäten. Schnell baute Toyota seine Fabrik in Koromo aus. Die sogenannte „Toyota City“ wurde zum größten Produktionsort des Unternehmens. In der darauf folgenden Zeit siedelten sich die Zulieferbetriebe im näheren Umkreis an, sodass die Transportwege kürzer wurden. Für Toyota bedeutete dies eine höhere Profitabilität – ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Unternehmens. 1942 waren zirka 10.000 Mitarbeiter bei Toyota angestellt, die in dieser Zeit vorwiegend Militärfahrzeuge produzierten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Toyota der einzige Autobauer, dem die USA eine Produktionserlaubnis erteilte. Um die zerstörten Gebiete besser versorgen zu können, wurden zunächst Lastwagen produziert. Als sich Toyota später wieder der Pkw-Herstellung widmen wollte, gab es jedoch ein Problem. Tausende Gebrauchtfahrzeuge wurden in Amerika eingeführt. Dies schwächte den Markt für neue Fahrzeuge. Folglich entschied sich Toyota für eine Fahrzeugklasse, die keine Konkurrenz hatte – die Kleinwagen.
Toyota auf dem Weg zur Weltmarktführung
In den 1950er-Jahren expandierte Toyota am stärksten. Grund für den Erfolg war die Produktionsumstellung. Die Toyota Motor Sales wurde gegründet, womit die Produktion von dem Vertrieb getrennt wurde. Die gesamte Produktion wurde anschließend von der Vertriebsgesellschaft aufgekauft und entsprechend verkauft.
Die 1950er-Jahre: Startschuss für den Erfolg
Durch eine gezielte Produktion und eine optimierte Fließbandabfertigung konnten die Kosten langfristig gesenkt und die Qualität gesteigert werden. Zusätzlich wurde in Japan die Ratenzahlung eingeführt. All das verhalf Toyota zu großem Erfolg. Das Unternehmen nahm eine Vorreiterrolle in Sachen Perfektion ein. Und die führte Eiji Toyoda ein, der in die USA reiste, um dort die Massenproduktion zu studieren. Mit vielen neuen Eindrücken, wie man die japanische Industrie wieder aufbauen könnte, kehrte er zurück und erfand das sogenannte „Kaizen-System“. Hiernach wurden die Herstellungsprozesse stetig erweitert und verbessert.
Und auch das Etiketten-System „Kanban“ wurde von ihm entwickelt. Es erlaubte Toyota, „just-in-time“ zu produzieren und keine unnötigen Lagerbestände führen zu müssen. Aus diesem System entwickelte sich später sogar der bekannte Barcode. Ein ebenfalls neu eingeführtes Alarmsystem erlaubte es den Arbeitern zudem, das Fließband bei Bedarf zu stoppen. Auch wurde eine lebenslange Anstellung eingeführt, die den Mitarbeitern mehr Sicherheit bot. Die Systeme „Kanban“ und „Kaizen“ werden liebevoll auch als „Toyota-Way“ bezeichnet und prägen heute die Abläufe in der gesamten Auto-Industrie.
Die 1960er- und 1970er-Jahre: Mehr Modelle, noch mehr Erfolg
Die internationale Erfolgsgeschichte der Marke Toyota begann gegen Ende der 1950er-Jahre mit der Vermarktung der Pick-Up-Modelle und dem Land Cruiser in den USA. Es folgten zahlreiche Verkaufsrekorde. Der Fahrzeugabsatz verzehnfachte sich innerhalb der nächsten drei Jahre.
Auf eine Probe wurde Toyota gestellt, als das Unternehmen im Jahr 1966 den damaligen Liebling „Toyota Corolla“ auf den Markt brachte. Eigens für die Herstellung dieses Fahrzeuges baute man ein eigenes Werk. Das gesamte Kapital wurde dabei aufgebraucht. Der Corolla musste also ein voller Erfolg werden, damit das Unternehmen überleben konnte. Und ja, das wurde er tatsächlich. Über 35 Millionen Toyota Corolla wurden bis heute gebaut.
Die 1970er-Jahre waren dann die Europa-Jahre. In den USA war Toyota bereits der größte Importeur und nun war der europäische Markt an der Reihe. Dänemark war das erste europäische Land, das den Toyota Crown bereits ab 1963 importierte. Es folgten die Länder Belgien, Portugal, Großbritannien, Schweden, Finnland und die Niederlande. Auf den deutschen Markt traute sich Toyota erst im Jahr 1971.
Die Toyota Vertriebs GmbH in Deutschland verkaufte zunächst die Modelle Toyota Corolla und Toyota Carina. Später kamen die Modelle Hiace, Camry, Celica sowie Tercel dazu. Zwar verkauften sich die ersten Autos in Deutschland noch schwer, doch schon nach wenigen Jahren erwarb Toyota auch hier einen guten Ruf und eine treue Kundschaft.
Die 1980er-Jahre bis heute: Toyota erklimmt die Spitzenposition
Trotz etlicher Ölkrisen entwickelten sich die 1980er- und 1990er-Jahre für Toyota zu wahren Boomjahren. Im Jahr 1980 knackte das Unternehmen die 30-Millionen-Marke und schon drei Jahre danach lief das 40-millionste Fahrzeug vom Band. Nicht nur in Japan, sondern auch in Europa hatte Toyota seinen Platz in der obersten Liga der Automobilhersteller gefunden. Immer mehr Werke wurden in Europa und Nordamerika errichtet. In 26 Ländern werden bis heute unzählige Autos produziert.
Heute gehören der inzwischen großen Toyota-Gruppe viele Konzerne an, die zum Teil ebenfalls Automobile oder auch andere Produkte herstellen. Bekannte Automarken sind Toyota Lexus, Scion, Daihatsu und Hino Motors. Auch im Bereich des Motorsports hat sich Toyota fest etabliert. In der Formel 3 feierten die Toyota-Modelle große Erfolge. Mit dem in den 1990er-Jahren gegründeten „Panasonic Toyota Racing“ stieg der Konzern im Jahr 2002 in die Formel 1 ein. Und auch bei Nascar-Rennen ist Toyota seit 2007 mit von der Partie.
Die bekanntesten Toyota-Modelle
Seither leistet sich der beliebte Autobauer ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Rivalen Volkswagen und General Motors. Im Jahr 2013 verkaufte Toyota 9,98 Millionen Autos und sicherte sich damit wieder den Platz an der Spitze. Im Jahr 2014 will Toyota nach eigenen Angaben die 10-Millionen-Marke knacken, die bislang noch kein Konzern erreicht hat.
Bevor sich der japanische Autohersteller aber zu den besten zählen konnte, verging viel Zeit. Es gab zahlreiche Höhen und Tiefen, Auszeichnungen sowie Rückrufe wegen Fehlern. Das Unternehmen errichtete fast jährlich eine neue Produktionsstätte. Heute gibt es zirka 12 Werke in Japan und weitere 51 in anderen Ländern. Und immer wieder trifft das Unternehmen in Sachen Kundengeschmack ins Schwarze. Insgesamt gibt es über 200 Baureihen, von denen aber einige Modelle für den großen Autohersteller eine ganz besondere Bedeutung haben.
Der Toyota Corolla
Der Toyota Corolla ist der am häufigsten gebaute Toyota. Mehr als 24 Millionen Fahrzeuge wurden in Japan produziert. Es heißt auch, dass der Corolla das meistverkaufte Auto der Welt sei. Doch da Toyota das Fahrzeugkonzept seit 1971 immer wieder veränderte, ist der offizielle Sieger doch der VW Golf. Die große Beliebtheit ist in erster Linie auf die Zuverlässigkeit des Fahrzeuges zurückzuführen. Nicht umsonst wird der Corolla in asiatischen Ländern gern als Taxi eingesetzt. Aber auch die Vielseitigkeit spielt eine Rolle. Denn den Corolla gibt es als Limousine, Kombi und Kompakt-Van.
Der Toyota Camry und der Toyota Supra
In den USA, dem zweitgrößten Markt, hat sich der Toyota Camry am besten verkauft. Das Fahrzeug gibt es als Limousine, Coupé oder Cabriolet. Der Toyota Supra, der im Jahr 1986 als Sportwagen gebaut wurde, hob sich technisch von den übrigen Fahrzeugen ab. Toyota wollte damit sein „braves“ Image ablegen. Das Fahrzeug wurde allerdings nur bis 1996 in Europa produziert. In Japan war es noch bis 2002 erhältlich. Übrigens basierten die ersten beiden Generationen des Supra auf dem Toyota Celica und unterschieden sich technisch noch nicht von anderen Modellen. Erst ab der dritten Autogeneration war der Supra auch „Supra“.
Der Toyota Prius
Die Herstellung des Toyota Prius war dann etwas wirklich Neues. Toyota beschäftigte sich mit der damals noch verächteten Hybrid-Technologie und brachte 1997 ein Fahrzeug auf den Markt, das sich zu einem richtigen Erfolgsmodell entwickelte. Auch andere Modelle wie der Crown Mild Hybrid, der Estima Hybrid oder der Coaster Hybrid wurden zu Erfolgen. Der Prius ist das moderne Aushängeschild des Autoherstellers Toyota. Er steht für Mobilität und eine nachhaltige Zukunft. Ganz unabhängig vom schwankenden Ruf der Hybridtechnik brachte sie Toyota doch einen weiteren Schritt nach vorn.
Toyota Land Cruiser und Hilux
Ein Dinosaurier unter den Toyota-Fahrzeugen ist der Land Cruiser. Seit 1951 wird der beliebte Geländewagen mit Allradantrieb produziert (mehr als 6 Millionen) und ist dabei noch immer gefragt. Auch der Hilux gehört zu den beliebtesten und meistgebauten (mehr als 11 Millionen) Toyota-Modellen. Der Pick-Up ist ebenfalls ein „alter Herr“ unter den Toyota-Fahrzeugen und wird bereits seit 1967 produziert. Der Hilux wird als geschlossene Variante, Einzelkabine oder Doppelkabine gebaut.
Die beliebtesten Toyota-Fahrzeuge in Europa
Neben dem Toyota Corolla zählt auch das Nachfolger-Modell, der Toyota Auris, zu den beliebtesten Kompakt-Fahrzeugen in Europa. Im Bereich der Familienautos ist es der Toyota Avensis und bei den Geländewagen gehören der Toyota Land Cruiser und der RAV4 zu den Nummer-Eins-Autos. Zu den beliebtesten Kleinwagen gehören der Toyota Yaris, Toyota Aygo und der Toyota Starlet. Sportfans lieben den Toyota Supra und den Toyota 2000 GT. Rodsterfreunde mögen den Toyota MR2 und Handwerker den Pickup Toyota Hilux. Und nicht zu vergessen sind die Fahrzeuge mit Hybridantrieb. Hier sind der Kleinstwagen Toyota IQ und der bekannte Toyota Prius besonders hervorzuheben.
Das Toyota-Logo
Das Logo setzt sich aus miteinander verbundenen Ellipsen zusammen. Seit 1989 prägen sie das Unternehmen und stellen die Firmenphilosophie dar: Qualität, Kreativität, Innovation und Kundenzufriedenheit. Der Autohersteller punktete in den vergangenen Jahren neben der Kundenzufriedenheit aber vor allem auch in Sachen Sicherheit.
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