Die Sinnfrage für oder gegen eine City-Maut beschäftigt in schöner Regelmäßigkeit Politker und Autofahrer gleichermaßen. Dieses Thema wird mit widerkehrender Häufigkeit durch die Presselandschaft gejagt. Politiker äußern sich hin und wieder zu dem Thema. Etwas Sinnvolles ist dabei allerdings noch nicht rumgekommen. Denkt man an die Reaktionen der Autofahrer in Deutschland bei der Einführung der ersten Umweltzonen in Innenstädten, ist verständlich, warum sich Politiker nicht wirklich an das Thema City-Maut heran trauen.
Der Blick in die deutschen Großstädte zeigt immer die gleichen Probleme. Es ist zu laut, zu schmutzig und man steht ständig im Stau. Die Umweltbelastungen in den Innenstädten der Republik sind nicht zu leugnen. Die Lösungsvorschläge sind bis jetzt meist nur drastisch und daher nicht praktikabel oder stoßen bei irgendeiner Lobby auf grundsätzliche Ablehnung. Schaut man sich einmal die City-Maut in Stockholm an, scheint ein Weg möglich, wenn nur genug (politischer) Wille vorhanden ist.
In Stockholm begann man 2006 mit der testweisen Einführung einer City-Maut. Von Anfang Januar bis Ende Juli musste jeder schwedische Autofahrer eine Gebühr entrichten, wenn er an einer Mautstation vorbei kam, die auf dem Weg in oder aus der Stockholmer Innenstadt lag. Innerhalb kurzer Zeit konnte eine Reduzierung des Autoverkehrs in der Rushhour um 20 Prozent erreicht werden. Wohl gemerkt war das eine Testphase, in der die Autofahrer heruasfinden sollten, wie es sich mit den Vorteilen einer Maut leben lässt. Die anfänglichen Befürchtungen, die man in ähnlicher Art und Weise auch hierzulande hören würde, wichen in Stockholm schnell einer positiven Grundstimmung. Wer nur gelegentlich in die Innenstadt fährt, den stört der recht klein gehaltene Betrag für die Maut-Gebühr nicht. Der Pendler, der täglich zur Arbeit fahren muss, freut sich über weniger Verkehr und eine kürzere Fahrzeit. Nach dem Ende der Testphase stieg die Zahl der Autos im Stadtverkehr wieder auf ihren alten Wert. Demnach war, klar, dass man mit dieser Methode den Stau, Lärm und die Abgase in der Innenstadt entscheidend beeinflussen kann. Seit Anfang 2007 existiert die City-Maut nun dauerhaft in Stockholm. Die Bürger haben sich in einem Referendum mit absoluter Mehrheit dafür entschieden. Vor der Testphasen sprachen sich noch 70 Prozent der Bürger gegen eine City-Maut aus.
Einfaches System und niedriege Gebühren sorgen bei City-Maut für breite Akzeptanz
Die Gebühren für eine einmalige Einfahrt oder Ausfahrt liegen zwischen 10 und 20 schwedische Kronen. Also etwa ziwschen 1,20 und 2,40 Euro. Wobei pro Tag nie die Summe von 60 Kronen überschritten werden kann. Desweiteren stehen keine Maut-Häuschen oder Stationen am Straßenrand, die den Verkehr zusätzlich verlangsamen, wie man es auf den Fernstraßen aus Frankreich oder Italien kennt. An Mautbrücken, ähnlich, wie die auf unseren Autobahnen, an denen die LKW-Maut abgerechnet wird, werden in Stockholm die Kennzeichen der Fahrzeuge fotografiert. Das KfZ-Zulassungsamt ermittelt dann den Halter. Denn für die Bezahlung der Maut-Gebühren ist der Fahrzeughalter verantwortlich, nicht der Fahrer. Am Ende des Monats bekommt der Fahrzeughalter dann eine Rechnung.
Warum funktiniert so etwas nun in Schweden und bei uns nicht? Nun, eine Mögliche Erklärung könnte sein, dass man in Stockholm den Stau, den Lärm und die Verschmutzung reduzieren wollte Und eben das in erste Linie. Wenn das Thema einer City-Maut in Deutschland angesprochen wird, stehen meist die möglichen Einnahmen im Vordergrund. Die Reduzierung des Verkehrsaufkommens gerät so schnell ins Hintertreffen. In Schwedn gab man den Planern der Maut viel Spielraum. Nur ein Ziel wurde ausgegeben: Das Verkehraufkommen zwischen 10 und 20 Prozent senken. Dass, man mit einer City-Maut nun auch noch Einnahmen erzielt, ist ein netter Nebeneffekt. Er war aber nie Thema der Planung. Für den deutschen Politiker ist so etwas undenkbar.
Die Maut in Stockholm wird nach klaren Regeln eingezogen. Nur schwedische Autos zahlen die Maut. Wenn es also den ein oder anderen Ulrauber aus Deutschland mit dem Auto nach Stockholm verschlägt, braucht er sich keine Sorgen um die City-Maut zu machen. Ebenso sind Autos von Schwerbehinderten und öffentliche Busse von der Gebühr ausgenommen. Bis vor Kurzem waren auch Taxis und Autos mit alternativen Antrieben, wie beispielsweise Strom oder Brennstoffzelle, ebenfalls von der Maut ausgenommen.
Fazit
Meiner Meinung nach, kann man mit einer solchen Maut überlastete Innenstädte vor dem totalen Verkehrskollaps retten. Allerdings darf einzig die Verkehrsreduzierung im Mittelpunkt stehen. Um die klammen Kassen der Städte wieder zu füllen, ist eine City-Maut sicher der Falsche Weg. Auch exorbitant hohe Parkgebühren in den Innenstädten führen zu keinerlei Verkehrsentlastung und lassen einzig und allein die Stadtkasse klingeln. Als Berliner kann ich mir eine City-Maut gut vorstellen. Es hat schon etwas von „Dschungelüprüfung“ an sich, wenn man im alltgäglichen Berufsverkehr kostbare Lebenszeit einbüßt.
Vielleicht stehe ich mit dieser Meinung ganz allein da. Vielleicht aber auch nicht. Wie seht ihr das Thema? Ist eine Maut ok, wenn damit Verkehr redzuiert und die Luftqualität in den Innenstädten verbessert wird? Oder ist es ein absolutes NoGo und nur eine Bevormundung der Autofahrer?
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